Der FDP-Mediziner Rösler denkt offen und laut über eine Staatspleite Griechenlands nach. Als Mediziner sind ihm offensichtlich die volkswirtschaftlichen Problematiken bestens bekannt und daher traut er sich, das Wort Insolvenz offen auszusprechen. Rösler denkt an Privatinsolvenz für Staaten. Das hört sich richtig professionell an.
Rösler denkt auch an sein Studium und an die gute alte Diagnose-Software, die dem modernen Arzt die Entscheidung erleichtern soll. Ist der Patient nicht gesund, dann muss er wohl krank sein. Man drücke auf einen der bunten Knöpfe und schon tritt wie von selbst die Genesung ein. Wenn nicht, dann drücke man auf weiter und warte die nächste Diagnose ab.
Was aber steckt wirklich hinter einer Staatspleite? Ist es wirklich so einfach? Kontrollierte Pleite und baldige Auferstehung samt Euro-Rettung? Was wären die Folgen? Da dieses Thema auch im neuen Jahr aktuell sein wird, wagen wir einen Blick in Röslers Folterkammer und analysieren die Folgen einer Pleite.
Das Spiel Staatspleite
Das Durchspielen einer Staatspleite ist so schwierig nicht, denn es gibt genügend Beispiele. Auch volkswirtschaftlich ist leicht abzuschätzen, was im Fall der Fälle passieren würde.
Vorweg: Eine geordnete Pleite gibt es nicht. Entweder man stirbt oder man stirbt nicht. Der Finanzmarkt kennt da keine Abstufungen. Das ist übrigens wie bei einer Privatinsolvenz: Was sich in Röslers Ohren so harmlos anhören mag, bleibt für betroffene Bürger ein jahrelanger Horror.
Ein normaler Bürger erhält dabei einen Kreditverbot über viele Jahre. Das mag privat funktionieren. Aber ein Staat kommt nicht ohne Kredite aus. Doch beginnen wir nun die volkswirtschaftlichen Festspiele aus dem Hause der Wirtschaftsexperten der FDP.
Einstellung der Kreditrückzahlung
Zu Beginn muss man erst einmal klären, wann eine Staatsinsolvenz offiziell gilt. Ganz einfach: Wenn der Staat sich dazu entscheidet, seinen Zahlungen ganz oder teilweise nicht mehr nachzukommen, dann wird von einer Staatspleite gesprochen. Dabei reicht es schon aus, die Kreditzahlungen nicht mehr zu erfüllen. Im griechischen Fall würden wohl auch die Rentenzahlungen sowie die Gehälter der Staatsangestellten ganz oder teilweise ausfallen.
Keine Rente und keine Gehälter
Warum? Diese Zahlungen stammen aus dem direkten Haushalt und werden über laufende kurzfristige Kredite erfüllt. Wenn Griechenland nun die Insolvenz wählt, dann würden die kurzfristigen Kredite sofort gestrichen werden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass solche Ausgaben über kurzfristige Kredite geregelt werden. Die Zinsen sind meist niedrig und die eigentliche Liquidität knapp.
Internationale Banken beenden das Geschäft
Nachdem nun Griechenland die zumindest vorübergehende Einstellung der Kreditrückzahlungen bekannt gegeben hat, werden alle Banken (inklusive der europäischen Banken) sämtliche Geschäfte mit Griechenland auf Staatsebene und wohl auch auf Unternehmensebene einstellen. Sie sind auf Basis ihrer AGBs, der diversen Verträge wie Basel II und wegen ihrer Aktionäre dazu verpflichtet.
Internationale Banken gefangen im Sog
Damit wird Griechenland als Staat keine weiteren Gelder mehr erhalten. Dazu werden internationale Banken in Schwierigkeiten geraten, wenn sie griechische Staatsanleihen in ihrem Portfolio halten: Zu diesem Zeitpunkt werden sie als wertlos eingestuft werden müssen. Das wird deren Bilanzen vollständig auf den Kopf stellen und ihr Rating extrem belasten. Dabei werden einige Banken ihr Gleichgewicht verlieren können.
Die nächste Frage: Wie reagieren die nationalen Banken darauf? Damit beschäftigen wir uns in Teil II.
Fortsetzung folgt.
Club of Politics.
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.