Wir alle leiden offensichtlich unter großer Einsamkeit und fehlender Aufmerksamkeit. Oder unser Mitteilungsbedürfnis ist sehr ausgeprägt.
Oder fühlen wir uns gar unwichtig und unbeachtet, wenn wir nicht mindestens 1 bis 10 Tweeds am Tag durch den Äther schießen?
Ist es wirklich so wichtig, dass wir jeden Zustand unserer Geisteshülle und jeden Ortswechsel über Facebook posten müssen?
Muss jedes im Internet gefundene Foto sofort im Facebook veröffentlicht, kommentiert und dann sofort der „Gefällt mir“ Schalter gedrückt werden? Filterlos und undifferenziert wird alles über den Äther gejagt, was irgendwie auf die eigene Existenz aufmerksam machen könnte.
Bezüglich der Fotos gibt es Hoffnung: Inzwischen gibt es unter den Rechtsanwälten eine neue Branche, die sich mit der Abmahnung und Anzeige von Facebook-User beschäftigt. Warum? Wegen Urheberrechtsverletzungen. Man darf auch im Facebook nicht jedes im Internet gefundene Foto veröffentlichen, ohne vorher den Urheber um Erlaubnis oder um eine Lizenz zu bitten.
Mancherorts dürfen sogar keine Fotos von Gebäuden gemacht und dann veröffentlicht werden. Wissen Sie, dass Sie sogar Ihr Passfoto vom Fotografen ums Eck oder aus dem Supermarkt nicht unbedingt kopieren und veröffentlichen dürfen? In der Regel bezahlen Sie zwar für das Foto, aber nicht für das Urheberrecht. Das verbleibt oft beim Fotografen.
Jede Bewegung, jeder Gefühlszustand wird veröffentlicht. 99 Prozent aller Information, die durchfallartig verbreitet werden, interessieren keinen Menschen. Man will es gar nicht wissen. Links droht jemand, solange die Luft anzuhalten, bis ihm blau wird, rechts hat jemand Sex mit einem geplatzten Kondom ausgeführt, vorne beschreibt jemand die Eigenschaften der eigenen Partei mit fäkalartigen Attributen und hinten ist eine Person zum hundertsten Mal frisch verliebt oder endlich wieder frei.
Wie kann man diesen Social Media Durchfall aufhalten? Weder Gesetze noch Zensur können helfen. Nur die Einsicht der Menschen kann den Zustand ändern. Vielleicht reicht dazu auch einfach nur ein wenig mehr Interesse an den eigenen Datenschutz aus. Denn warum legen wir alle so viel Wert auf persönlichen Datenschutz, wenn wir sowieso zwanghaft all unsere Daten und unseren ganzen Alltag öffentlich machen?
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