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Die Zukunft der Türkei

Club of PoliticsDie Türkei ist ein Land, das schon seit langer Zeit in die EU aufgenommen werden wollte. Doch viele Europäer der EU haben dies bisher erfolgreich verhindern können.

Auch deutsche Politiker waren sehr früh mit dabei, wenn es ging, den Einstieg der Türkei in die EU zu verhindern. Zu inkompatibel waren die politischen Systeme bisher, zu unterschiedlich die wirtschaftlichen Voraussetzungen.

Wirtschaftlich hat die Türkei in den letzten Jahren deutlich aufgeholt und steht insgesamt sogar besser da als so mancher EU-Staat an der Mittelmeerküste. Sogar Griechenland liegt inzwischen wirtschaftlich deutlich hinter der Türkei. So mancher Polemiker nahm das sogar zum Anlass, einen Vorschlag offen auszusprechen: Lasst die Türkei in die EU eintreten und ermöglicht Griechenland den Weg aus die EU.

Politische Diskrepanzen

Politisch gibt es nach wie vor große Diskrepanzen. Der eher westlich orientierte türkische Staat mit starker Militärmacht im Hintergrund hat sich gewandelt in eine Demokratie mit eigener also daher türkischer Ausprägung. Doch ihre hausinternen Probleme sind nach wie vor ungelöst: Das Militär wurde geschwächt, ist aber nach wie vor stark und neigte in der Vergangenheit dazu, Regierungen abzusetzen. Meinungs-, Informations- und Religionsfreiheit sind nicht so gegeben, wie man es in Europa erwartet. Der Völkermord in Armenien 1915/16 wird nach wie vor geleugnet. Die Assimilierungspolitik der Türkei führt auch heute noch zur Unterdrückung der kurdischen Kultur und Identität.

Die Regierungspartei AKP selber fördert – so der innenpolitische Vorwurf – die Islamisierung der Gesellschaft. Ein schwieriges Unterfangen, denn die Türkei gilt seit langem als laizistisches Land. Ein Land, in dem Staat und Kirche klar getrennt sind. Das führt zu Unterschieden bei teilweise interessanten Streitigkeiten zu religiösen Themen zum Beispiel zwischen Deutschland und der Türkei.

Das türkische Kopftuch

In der Türkei ist das Tragen von Kopftüchern in staatlichen Behörden verboten. Das ist in der Türkei keine aufgeregte Diskussion. Reiche türkische Frauen mit Vorliebe zum Kopftuch gehen dann halt für das Studium ins Ausland. In Deutschland hingegen wird jegliche Form des Verbotes der Kopftücher von staatlichen Vertretern und von muslimischen Verteidigern ausgiebig öffentlich geführt. Man sucht die westliche Medienfreiheit.

Doch es geht hier nicht um Unterschiede und Trennung sondern darum, wohin sich die Türkei bewegen kann. Denn: Die Türkei ist nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sondern auch deutlich selbstbewusster geworden. Das verlangt nach mehr außenpolitscher Beachtung.

Mittler zwischen Europa und der arabisch-persischen Welt

Die Türkei steht kulturell zwischen Europa und den islamischen Hochburgen der arabischen und persischen Welt. Sie treibt regen Handel in beide Richtungen und versteht die Sprache der beiden so unterschiedlichen Regionen. Das ist der Trumpf, den die Türkei für sich nutzen sollte: Als Mittler und Botschafter zwischen beiden Regionen. Darin kann sie außenpolitisch mehr Beachtung erfahren, als wenn sie sich weiterhin auf die Wartebank der EU setzt. Gerade die arabische und persische Regionen sprechen eine Sprache, die die USA gar nicht und Europäer teilweise nur schlecht verstehen. Warum sollte die Türkei daher für sich diese Position nicht besser ausnutzen?

Zukunft mit Selbstbewusstsein

Fazit: Die Türkei steht vor einer großen Zukunft. Politisch und wirtschaftlich. Dazu braucht die Türkei auf Grund ihrer Lage nicht zwingend eine EU-Mitgliedschaft. Da sie nur dem eigenen Korsett unterworfen ist, kann sie sich frei entfalten. Außenpolitisch dürfte sie in ihrer Region schon heute eine kräftige Stimme haben. Diese kann noch größer werden und dann geschickt mit beiden Welten genutzt werden. Betteln muss die Türkei also nicht um eine EU-Mitgliedschaft. Doch sie muss erwachsen werden.

Das gilt aber auch für die EU: Man sollte einen fairen Umgang und gute Beziehungen zum Nachbarn der Griechen pflegen. Manches, was in Europa eher nebensächlich empfunden wird kann an den aktuellen Rändern Europas zu unnötigen Verärgerungen führen. Das gilt allerdings auch für die türkische Seite: Man sollte nicht immer versuchen, außenpolitisch in Europa groß herumzuschreien, um innenpolitisch zu punkten. Auch sollte man den türkischen Landsleuten im Ausland keine Lügen erzählen, nur um billige Stimmen zu sammeln.

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