Im letzten Beitrag bekam Griechenland eine kräftige Anklageschrift verlesen. Es ist nicht notwendig, davon etwas zurückzunehmen. Aber Griechenland trifft nicht die alleinige Schuld an dessen Situation. Nachbarn und Banken haben jahrelange zugeschaut und nichts unternommen.
Es geht also nicht darum, die Anklage aufzuweichen. Aber es geht darum, die Gesamtsituation fair zu betrachten und hinter die Kulissen zu schauen. Als es um die Einführung des Euros ging, da war jedem bekannt, dass Länder wie Griechenland und Italien die Schuldengrenze nicht halten würden können.
Die Art und Weise, wie in Griechenland an manchen Orten mit Umschlägen gehandelt wurde, ist keine Erfindung der Neuzeit. Auch dass die griechischen Regierungen ständig über ihre Verhältnisse lebten, das war ebenfalls bekannt und wurde stillschweigend geduldet. Auch ist Korruption keine griechische Spezialität. In Deutschland fördert quasi das Parteispende-Gesetz Korruption und Lobbyismus.
Schulden sind keine griechische Erfindung
Warum sollten sie es auch nicht tun – das sich ewig neu Verschulden? Lange Zeit war es en vogue gewesen, auf einem Schuldenberg genügend wählende Klientel zu bedienen. Hier unterschied sich Griechenland nicht von vielen anderen Ländern in Europa. So gesehen hatte man in der EU genügend Vorbilder. Selbst Deutschland hatte sich bereits vor der Finanzkrise hoch verschuldet. Auch wenn man dies nicht miteinander vergleichen kann, denn Deutschland hat auf Grund der Wirtschaftsleistung nur die Hälfte an Neuverschuldungen. Aber: Man hat Neuverschuldungen – jedes Jahr.
Wer sich also jedes Jahr selber kräftig neu verschuldet, der sollte nicht auf den Berg des Nachbarn zeigen. Der sollte selber sparen, besser haushalten und die Neuverschuldung reduzieren. Jedes Jahr muss sich Deutschland auf Grund der Kredite um circa 40 Milliarden Euro neu verschulden. Man denke nur daran, was man jedes Jahr mit 40 Milliarden Euro alles Gutes bewegen könnte.
Vorbilder aus Mitteleuropa
Alles in allem hatte Griechenland aber nicht nur schlechte Vorbilder, sondern auch Mitwisser. Denn die Vorkämpfer des Euro (Frankreich und Deutschland auf Grund der Wiedervereinigung) wollten diese Währungsunion um jeden Preis einführen. Da wurden auch Staaten wie Griechenland solidarisch mit einbezogen. Übrigens war schon damals Merkel mit im Kabinett – wenn auch unter der Regierung Kohl.
Diese Solidarität muss nun auch heute gelten. Europa muss das Problem gemeinsam lösen und kann nun nicht einfach nur eine Anklage gegen das griechische Volk aussprechen. Solidarität ist ein edles Gut. Denn die Mehrheit des griechischen Volkes trifft keine Schuld an Verschuldung und Schiebung. Wenn Europa Stärke zeigen will, dann wird es vereint das Problem lösen.
Relativierung der Zahlen
Man darf auch nicht bei aller Dramatik vergessen: Griechenland verschuldet sich aktuell mit 115% des eigenen Bruttoinlandprodukts (BIP). Wer dies in Euro umrechnet kommt auf recht niedrige Summen, denn das Bruttoinlandprodukt Griechenlands ist im Vergleich zu anderen Staaten nicht besonders groß. Die Relation ist hoch, aber das Absolute ist bezahlbar.
Ein weiterer Mitwisser ist im Bankenbereich zu finden. Nun haben die europäischen Banken mitgeholfen und sind Schritt für Schritt bereit, die Schulden zu stunden. Aber was ist mit den US-Banken? Welche dubiose Rolle spielen die US-Banken in diesem Spiel?
Retten Sie Hellas, machen Sie Urlaub auf Samos!
Fortsetzung folgt.
Club of Politics.
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