Erdogan zeigt sich erbarmungslos: Die Proteste gegen seine verstärkt islamistische Politik werden mit größter Gewalt niedergeschlagen. Er kündigte Gespräche mit den Protestlern an. Doch statt Erdogan kam die Polizei mit Tränengas und Wasserkanonen. Das ist offenbar die Sprache, die Erdogan verstehen will. Eskalation und Gewaltbereitschaft.
Tödliche Waffen waren offiziell noch nicht im Einsatz. Doch wenn Erdogan den Protestlern zusätzlich damit droht, er werde zu Gegendemonstrationen aufrufen, dann weiß man in den islamistischen Regionen Bescheid: Dann kommen die Schlägertrupps und der mordende Pöbel der islamistisch-orientierten Gruppen.
Allerdings muss man als Politiker in Deutschland mit der Kritik bezüglich des Vorgehens etwas vorsichtig sein. Denn auch in Deutschland wurden in der Vergangenheit Demonstranten mit maximal möglicher Gewalt angegangen. Man erinnere nur an Stuttgart21 und die Wasserkanonen der Polizei sowie der polizeiliche Einsatz von Tränengas und Pfefferspray.
Zurück zur Türkei: Der Hintergrund der Proteste ist klar. Erdogan bewegt die Türkei sukzessive von einem freien laizistischen Staat in einen islamistischen Gottesstaat. Erdogan, der Deutschland dafür kritisiert, dass türkische Einwanderer (wie alle anderen Einwanderer auch) die deutsche Sprache vor dem Zuzug lernen müssten und auch sonst gerne auf einen Sonderstatus seiner Türken besteht, will in seinem eigenen Land als quasi Sultan der Türkei das Volk nach seinem islamistischen Dünken formen.
Es ist auffällig, das sowohl die türkische Regierung als auch die türkische Presse in Deutschland immer wieder freiheitliche Rechte einfordert, die es in der Türkei überhaupt nicht gibt.
Die Türkei hat so mit Sicherheit keinen Platz in Europa und schon gar nicht in der EU. Dabei dürfte die Türkei bald die Hilfe der EU benötigen. Denn die Wirtschaft der Türkei ist 2012 um knapp 7 Prozent gesunken. Der Export in die EU lahmt dank der Sparmaßnahmen in der EU.
Gleichzeitig steckt die türkische Bevölkerung in einer massiven privaten Verschuldung. Seit der Machtübernahme Erdogans werden massiv Kredite an das Volk verteilt. Getreu dem Motto ein Bürger, der konsumiert und kauft, demonstriert und fragt nicht. Dank Angeboten wie Null-Zins-Darlehen und großzügig ausgestatteter Kreditkarten stecken circa 2 Millionen junge Türken in der Zwangsvollstreckung.
Die Türkische Lira macht dabei ein Wettrennen um den Wertverlust. Seit Anfang 2010 befindet sich die türkische Währung im Abwärtstrend. Dieser Trend hat sich in diesem Jahr beschleunigt: Seit Anfang Mai verlor die Lira fast 10 Prozent.
Dazu werden demnächst dank des Syrienkonfliktes und dank der gewaltsamen Niederschlagung von Demonstrationen die Touristen ausbleiben. Dann wird es eng für Erdogan. Denn wenn der Konsument nicht mehr kaufen kann, dann wird er seinen Blick auf seine Regierung richten und Fragen stellen. Oder wie bereits jetzt schon geschehen: Es wird zu weiteren Unmutsäußerungen kommen.
So betrachtet ist die Türkei ein Pulverfass, das noch gar nicht richtig gezündet hat. Denn neben den nach mehr Freiheit strebenden Menschen wird es bald auch die üblichen Islamisten geben, die den Staat destabilisieren wollen. Erdogan mag ja einen Gottesstaat erreichten wollen, aber einen türkischen Sultan wird die islamistische Terrortruppe nicht unterstützen. Denn für jene zählt nur eines: Anarchie und Chaos. Die Destabilisierung eines Staates ist in den Qaida-Handbüchern das zentrale Ziel.
Kurz gesagt: Ein Urlaub in der Türkei sollte man sich aus politischen und gesundheitlichen Gründen ersparen.
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