Überall werden positive Nachrichten verbreitet. Der Konsum der Deutschen steige an, die Banker sehen erstmals wieder etwas freudiger in die Zukunft, die Unternehmen sehen die Zukunft zwar nach wie vor negativ aber etwas weniger als in den letzten Monaten. Ja sogar der Außenhandel legte wieder zu.
Und der DAX macht das, was die Börsianer am liebsten haben: Er steigt in Richtung 7000. Kurz gesagt: Alles ist gut, die prognostizierte Krise kommt nicht. Da fragt sich der Leser des Clubs, warum dessen Konjunkturuhr (Aktualisierung folgt am Ende des Monats) so schlechte Zeiten vorhersagen will? Sind wir zu pessimistisch? Ist alles ein Irrtum? Wer hat Recht und wo liegt der Fehler?
Gerade in dieser Stimmungsschwankung liegt die Gefahr des Markts. Der Markt versucht aktuell wieder in Optimismus. Da keiner der Letzte in einem boomenden Markt sein will, steigen Manche wieder in den Markt ein. Doch woher kommt der Optimismus? Der Club of Politics analysiert an dieser Stelle mehrteilig im Detail:
1. Der Optimismus der Banken
Der Optimismus der Banken hat einen sehr simplen Grund: Wie der Club bereits berichtete hatte die EZB den europäischen Banken vor gar nicht allzu langer Zeit 500 Milliarden Euro zu nahezu 0 Prozent Zinsen geliehen. Sie hat diese Unmengen an Geld in den Finanzmarkt gepumpt, weil sich die Banken wie schon 2007 gegenseitig nicht mehr trauten und sich gegenseitig kein Geld leihen wollten. Das ist nach wie vor ein Grund für grosse Besorgnis. Denn dieses Misstrauen basiert auch auf die Einschätzung der eigenen Schwäche und Fehler.
500 Milliarden für neue Wetten
Dieses Geld wurde von den Banken zunächst bei der EZB zu niedrigen Zinsen geparkt. Erst jetzt spülen die Banken einiges von diesen Geldern in den Markt und kaufen Staatsanleihen. Das ist der Grund, warum angeschlagene Staaten wie Spanien und Italien ihre Anleihen zu verhältnismäßig günstigen Zinsen verkaufen können. Andere Teile diese halben Billion werden in Staatsanleihen wie denen von Deutschland geparkt. Zu niedrigen Zinsen oder gar negativen Zinsen. Das regt übrigens Staaten wie Deutschland dazu an, vermehrt solche günstigen Anleihen anzubieten und kräftig frisches Geld am Markt zu leihen.
Das ist für die Banken wiederum langfristig günstig, weil Deutschland diese Anleihen eines Tages wieder durch die Ausgabe von neuen Anleihen abdecken muss. Ein solcher Staat fällt somit langfristig in eine Abhängigkeit. Wie wollen solche Banken nicht beleidigen, aber das ist vergleichbar mit einem Heroin-Dealer: Die ersten Packungen sind umsonst. Ist der Käufer erst abhängig, dann können die Preise steigen.
Neue Wetten über CDS
Weitere Gelder haben die Banken vorsichtig in entsprechende CDS geparkt, um sich gegen die gekauften Anleihen von angeschlagenen Staaten finanzgünstig abzusichern. Sie machen es vorsichtig, so dass zum Beispiel der Anstieg der CDS für Spanien erst Mitte Februar bemerkbar wurde: Die Anleihezinsen sanken, der CDS-Preis stieg.
Die Folgen in diesem Bereich fallen nüchtern aus: Die Steuergelder der europäischen Steuerzahler werden den Banken zu sehr günstigen Zinsen nahezu geschenkt. Sie investieren es in Anleihen und Kreditsicherungen. Am Ende ist es dann egal, wie der Markt sich entwickelt: Gehen die angeschlagenen Staaten pleite, dann haftet die EZB entweder direkt über den Rettungsschirm, der von den Steuerzahlern finanziert wird. Oder die EZB wird vorher selber kräftig in den Anleihenmarkt einsteigen und so die Staaten vor den Banken schützen. Gelder für nachhaltige Investitionen bleiben aus.
Zusätzlich können sich die Banken im Falle eines Falles über die CDS das Geld zurückholen und lösen damit die nächste Krise aus, die dann – so die Hoffnung der Investmentbanker – wieder durch die Notenbanken mit Geld verstopft wird. Der nächste Gewinn besteht dann bei dem Geschäft mit den aktuell noch gutsituierten Staaten wie Deutschland: Diese Staaten leihen sich aktuell angesichts der Zinsen riesige Mengen Geld. Das sei – so die Theorie – aus volkswirtschaftlicher Sicht sehr sinnvoll.
Gute und schlechte Staatsverschuldungen
Generell ist ja nichts gegen Staatsverschuldungen zu sagen. Aber auch bei günstigen Zinsen bleiben Staatsschulden einfach nur Schulden, die der Staat eines Tages zurückzahlen muss. Das kann er dann wiederum nur noch, indem er neue Schulden aufnimmt. Die neuen Zinsen, so die Wette der Banken, werden dann wieder deutlich höher liegen und so hat man das zukünftige Geschäft langfristig wieder abgesichert. Solange diese Rechnung aufgeht, kann man als Banker damit gut leben. Irgendwer wird bei Problemen wieder retten. Die Zinsen zahlt dabei der Steuerzahler. Man merke: Er zahlt zuerst die Steuern, um den Banken das Geld billigst zu leihen und er zahlt dann die Steuern, um den Banken das vom Staat geliehene Geld der eigenen Steuerzahler teuer zurückzuzahlen.
Der Bürger verleiht Geld und muss dafür bezahlen
Das ist übrigens heute genau das Problem von Staaten wie Griechenland. Denn in Griechenland wuchsen die Schulden derart an, dass die Finanzierung über Anleihen nur noch das aktuelle Tagesgeschäft des Staates sichern konnte. Platzt eine Anleihe, dann kann der Staat sofort seinen Verpflichtungen nicht mehr nachgehen. Darunter leiden wieder in erster Linie die Steuerzahler, denn: Löhne an Staatsangestellte und Renten können damit nicht mehr gezahlt werden. Die Kreditwürdigkeit der Bevölkerung wird dadurch von den Banken abgewertet und der Wirtschaftskreislauf, der vom Fluss des Geldes lebt, kommt zum Erliegen. Helfen soll dann wieder der Steuerzahler.
Fehlgeleitete Finanzströme
Das Fazit: Die Banken wachsen in einem Finanzbereich außerhalb der eigentlichen Wirtschaft. Das Geld fließt von Banken zu Staaten und dann wieder zurück. Ein sich selbst verstärkender Kreislauf wurde losgetreten, der schon heute kaum noch zu stoppen ist. Volkswirtschaften leben dann nur noch von der Gnade der Banken. Deren Wirtschaft ist dann kein freier Markt mehr, sondern ein Gefangener in einem Perpetuum Mobile der Finanzbranche. Und eines wissen wir: Ein solches Perpetuum Mobile funktioniert nicht dauerhaft. Allein auf diese Blase fußt der Optimismus der Bankenbranche.
Fortsetzung folgt mit:
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