Das US-Gericht in der Nähe des Hauptsitz von Apple hat entschieden: Samsung und eigentlich damit auch Googles Betriebssystem Android haben mit einigen von Samsungs Geräten geschützte Patente im Design des iPhone verletzt.
Rechtecke Kästen mit leicht abgerundeten Ecken und einer Oberfläche mit über Touchscreen verschiebbaren Icons mit denen man auch noch telefonieren und SMS sowie Emails versenden und empfangen kann sei damit also eine Erfindung von Apple.
Es habe also vor 2007 keinerlei derartige oder ähnliche Geräte mit ähnlicher Funktion gegeben. Zumindest wohl nicht in Kalifornien. Interessant ist dabei auch, dass – so der aktuelle Stand der Dinge – die Geschworenen keine Chance bekommen haben sollen, die Patente auf Gültigkeit zu prüfen.
Dass ein US-Gericht nahe dem Hauptsitz von Apple solch ein Urteil fällt ist ein weiteres Zeichen dafür, dass man es in den USA nicht so genau mit dem freien Markt nimmt. In einem ähnlichen Fall Anfang der Neunziger betrieb Xerox eine Klage gegen Apple und mehr oder weniger damit auch gegen Microsoft wegen deren Oberflächen-Konzepte bei Mac und Windows. Vieles hatten beide bei Xerox PARC abgeschaut. Damals aber wurde die Klage abgelehnt. Obwohl damalige Anschuldigungen klarer und technisch als Software verständlicher waren.
Doch die Geschichte kann ja manchmal einen Sieg in eine Niederlage umdrehen. Denn der inzwischen fast chancenlose Konkurrent Microsoft mit seinem viel zu späten Windows 8 kann sich nun Hoffnung machen, dass Samsung mit seinen exzellenten Geräten die Android-Schiene verlässt und in das Windows-Lager wechselt. Damit blieben die Geräte zwar wie iPhone rechteckige Kästen mit runden Ecken, auch das Betriebssystem kann seine Ähnlichkeit nicht verstecken. Aber kaum einer wird davon ausgehen, dass Apple es schaffen würde, mit Microsoft ein wichtiges US-Unternehmen aus dem Markt der Betriebssysteme zu verdrängen.
Microsoft weiß, dass es wie einst beim Internet viel zu spät auf den Mobile-Markt reagiert hat. Auch weiss man, dass ein schwer angeschlagener Hardware-Partner wie Nokia den Erfolg nicht alleine durchsetzen kann. Daher wird man in Redmond die Chance nutzen und auf den Android-Marktanteil zielen. Das wiederum dürfte sich für Apple am Ende als Nachteil auswirken. Eines steht fest: Die Hardware von Herstellern wie Samsung ist denen von Apple überlegen. Mit Microsoft als Partner könnte der Markt neu geordnet werden.
Auch Google ist kein Verlierer. Denn Google wurde von Apple nicht verklagt, weil es für Apple problematischer ist, eine Patentverletzung alleine auf Grund des Betriebssystems durchzusetzen. Daher strebt Apple nur Klagen gegen Android-Nutzer wie Samsung an. Auch wird es Google nicht tangieren, weil Google Android kostenlos anbietet. Demnächst aber wird Google über seine eigene Tochter Motorola Betriebssystem und Hardware anbieten. Dann wird Apple handeln und auch Google verklagen müssen. Doch – so die Experten – sei es für Google ein leichtes, Android so zu verändern, dass die fragwürdigen Apple-Patente umgangen werden. Fans hat sich Apple mit den Klagen nicht gemacht. Wie einst Nokia in Europa droht sich Apple in ein negatives Image zu drängen. Nokia hat es schon zu spüren bekommen, dass der Verbraucher Nokias Geräte in Europa auf Grund der Firmenpolitik des Unternehmens eher im Regal belässt.
Am Ende bleibt ein bitterer Nachgeschmack: Das Urteil über einen großen Markt wurde von einem Geschworenengericht weit ab der Welt in den Sphären von Kalifornien getroffen. Es war ein Urteil gegen ein Unternehmen, das nicht aus den USA kommt. Was würde nur passieren, wenn Daimler-Benz mit seinem Reichspatent 37435 in den USA amerikanische Automobil-Hersteller auf Grund der Tatsache verklagen würde, dass sie ebenfalls motorisierte Wagen (Kurz Motorwagen) herstellen würden. Es wäre eine Farce, aber es wäre eine logische Konsequenz aus dem Urteil.
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