So hat sich die SPD das wohl nicht vorgestellt: Man selber streitet untereinander, kündigt ein Programm ohne Geschenke für das Volk an, liegt schlecht in den Umfragen und dann kommt Angela Merkel mit dem Unions-Wahlprogram vorbei:
Merkel tut das, was Sozialdemokraten hätten tun können oder eventuell sogar tun sollen: Dem Volk Geschenke anbieten. Doch das tat die SPD um ihren Kandidaten Steinbrück nicht.
So tritt die Union mit einem sozialdemokratischen Programm gegen die SPD an und könnte weitere Wähler auf die schwarze Seite holen. Was macht die SPD? Man schreit auf, denn man ist entsetzt.
Da wartet die SPD auf eine Schwäche der Union und schon schlägt das Warten um. Dazu kommt dann noch die kleine Affäre um den OB-Kandidaten der SPD in München. Er steht in dem Verdacht, auf Kosten beziehungsweise auf Einladung des FC Bayern nach London zum Finale der Champions-League geflogen zu sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Alles sei rechtens, so versichert der amtierende OB Ude, der gleichzeitig auf bayrischer Landesebene gegen Ministerpräsident Seehofer antritt. Doch es zeigt das Taktgefühl der Politiker: Selbst kurz vor Wahlen fehlt es an jeglicher Sensibilität. Was legal sein mag muss eben nicht immer moralisch und ehrenvoll sein.
Mit dem Problem der fehlenden Sensibilität steht die SPD sicherlich nicht allein im Parteienwalde. Aber wer der Herausforderer ist, der sollte seine Weste weiß halten. Dass die Weste einer Regierung nie weiß ist, das ist leider Gottes Teil der politischen Kultur geworden. Es ist inzwischen ein Axoim der politischen Demokratie geworden: Wer regiert, der hat die Hand näher an den Kassen. Da ist sich jeder selbst der Nächste.
So bekommt das Volk ein weiteres Beispiel: Der Ehrliche ist der Dumme, der Politiker ist der Schaue. Das Volk schaut zu und betrachtet die Komödien in Berlin und München mit schmerzverzerrtem Lachen. Ist also der London-Reisende der SPD nun einfach dumm, unsensibel oder nur ein schlauer Politiker?
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.