Wie schön wäre die Welt, wenn sich alle Parteien an ihre Wahlversprechen halten würden. So denkt sich das der Wähler. Vor allem junge Wähler sind nach ihren ersten Erfahrungen enttäuscht über die Versprechungen, die Politiker ihnen machen. Desillusioniert nennt man diesen Zustand. Im Herzen dieses Wortes steckt das böse Gift der Illusion. Ältere Leser mögen das für naiv halten. Das widerum ist dann ein arg hartes Urteil aus der Boshaftigkeit der erlittenen Erfahrung.
Denn man kann dagegen halten, dass der ältere Mensch auf Grund seiner Erfahrungen konditioniert ist: Er mag keine Versprechungen mehr glauben. Auch Reaktionen sind Fehlanzeige: Ignoranz angesichts der Vielzahl an nicht gehaltenden Versprechungen der Vergangenheit. Im Buddhismus sieht man daher die Erfahrung auch als hinderlich an: Sie blockiert uns, neue Dinge unvoreingenommen zu betrachten. Ein erfahrener Mensch ist nicht nur ruhig, er langweilt sich auch. Er verdurstet vor der Oase, weil er sie erfahrungsgemäß für eine Fata Morgana hält.
Erfahrung bedeutet auch Enttäuschungen zu erfahren und führt unweigerlich zu Misstrauen oder verlorenem Vertrauen – wenn man nicht differenzieren kann. Das ist Teil der Beweggründe der älteren Wähler. Das ist auch der Grund für ihre Unbeweglichkeit. Wer immer wieder enttäuscht wird, der wählt aus Tradition. Weil ja die anderen es auch nicht besser machen. Wahrheitsgemäß müsste es lauten: Die anderen lügen genau so, dann spielt meine Stimme keine große Rolle. Das ist die Geburtsstunde des Stammwählers.
Vergangenheitsbewältigung
Das ist die Resignation, welche die Demokratie selber nicht unterstützen darf. So beginnt die Demokratie den Nährboden für das eigene Ende zu bereiten: Selber fast eingeschlafen warten die Gegner der Demokratie an den äußersten Flügeln der Parteienlandschaft darauf, die Demokratie zu Grabe zu tragen. Zugegeben: In der heutigen Zeit mag sich das übertrieben anhören. Doch die Demokratie verliert sich in der Regel immer in überraschenden Wendungen und Aktionen. Ein Ende kündigt sich nicht an. Es kommt einfach.
Hier sind gerade die jungen Wähler gefragt. Durch ihre Beweglichkeit und durch ihren offenen Protest können sie die Parteien dazu bringen, zu reagieren. Das funktioniert – auch wenn die älteren Menschen es nicht für möglich halten. Einfach mal die Parteienlandschaft etwas bewegen. Ein bisschen Revolution benötigt jede Demokratie, um jung und wach zu bleiben.
Allerdings folgt die Demokratie heute fast allein den Regeln von Marketing und Psychologie. Die Politik als solches wird in den Hintergrund gedrängt. Auch müssen die etablierten Parteien lernen, dass Computer und die neue Plattform Internet weder ausserirdisch noch allein zum Twittern und Chatten taugen. Im Information-Overflow wirkt dümmliches Gezwitscher einfach nur blöd. Wer sich wirklich mitteilen will, muss differenzieren können. Die Botschaft sei dabei wohl überlegt.
Fortsetzung folgt…
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