Jetzt kommt es für Merkel noch dicker: Auch CDU und CSU fallen unter eine wichtige Marke! Erstmals sackt der Wert der Union unter die 31% Marke. Was einst nach einer möglichen Erholung aussah, entpuppt sich nun als wirklich böse Bärenfalle: Die Bodenbildung ist endgültig gescheitert, der freie Fall auf die 30%-Marke droht. Damit sollte der CDU nun endgültig klar sein:
Merkels laute Worte nach der Urlaubspause sind schon nach wenigen Tagen verpufft. Sie versucht entschlossen zu wirken. Doch viele Unionisten haben ihr Ende schon markiert. Man wartet nur noch auf den rechten Moment. Und man wartet auf den Königsmörder. Wer opfert sich freiwillig. Oder könnte Merkel gar sich selber entsorgen? Eine Ablehnung einer weiteren Kandidatur? Das gab es noch nie. Aber merke: Dann droht Merkel mit dem Super-GAU: Dann kommt Ursula – das manifestierte Leiden Deutschlands.
Das hätte sich Angela Merkel vor ihrem Urlaub wohl nicht gedacht: Da kommt sie aus dem Urlaub wieder, nimmt mal die Faust in die Höhe, spricht mal ein Machtwort und die Union stürzt auf ein neues Tief (30,7% -0,3). Merkel ist halt kein Gerhard Schröder. Der Unterschied macht mehr aus als einfach nur die berühmten Kahnschen Eier zu zeigen. Merkel hat weder Konzept (hatte Schröder auch nicht immer) noch kann sie die Stimmung im Volk spüren und für sich nutzen (das konnte Schröder fast immer). Ihr fehlt das Gefühl für das Volk, sie versteht es auch gar nicht.
Auch medial kommt sie inzwischen brachial und müde herüber. Sie erinnert an einen Bundesliga-Trainer, der seit 30 Spieltagen auf den letzten Platz steht. Die Hoffnung von Frau Merkel gastiert nur noch im Luftschloss. Sie ist abgekämpft, kraftlos. Wer hat erbarmen? Wer erlöst das Volk?
Angie: It’s bashing time
Jedes Thema, das sie anfasst (oder liegen lässt) wird entweder in der Regierung zerredet, in der Öffentlichkeit negativ wahrgenommen oder von der Wirtschaft und Industrie angeprangert. Nach wie vor hat die Opposition leichtes Spiel. Die Zeit für Bashing steht auf 100%. Wer kann, der schlägt auf die Regierung ein. Selbst die Energieindustrie mit dem völlig senilen und Realitäts-entrückten Wolfgang Clemens (einst ehemaliger SPD-Wirtschaftsminister) unterstützt von einem glubschäugigen Lobbyisten glaubt sich in Talkshows positiv als Merkel-Basher darstellen zu können. Atomkraft als Energiehoffnung. Der strahlende Tod als kleines Problemchen. Tschernobyl ist für viele schon so arg in Vergessenheit geraten. Kaum einer weiss noch, wie damals das Leben aus den Bahnen geriet.
Bestimmte Nüsse sollte man wegen des hohen Cäsiumgehalts für viele 1000 Jahre nicht mehr essen dürfen. Inzwischen futtern wir sie schon wieder, weil keiner mehr daran erinnert. Die grösste und andauernste Müllschleuder der Industriegeschichte als Brücke der Zukunft. Der Atommüll wird dann einfach in angeblich sicheren Kammern gelagert. Nach wenigen Jahren sickert dort das Grundwasser ein. Die Industrie sehe von Klagen gegen den Club ab: Niemand hat eine Testreihe von 10.000 Jahren durchlaufen lassen, um diese Kammern zu testen. Egal, die Entsorgung des Mülls muss ja paradoxerweise eh das Volk zahlen. Gesundheitlich wie finanziell.
Die CSU als passive Zuschauerin
Merkel ist als gelernte Physikerin des Unrechtsstaats DDR mit Reaktoren der Marke Tschernobyl gross geworden. Sie findet die deutschen Reaktoren schick – relativ zu ihren alten Dingern. Oder auch nicht. Sie weiß nicht so recht. Denn: Wer gebashed wird, hat keine eigene Meinung mehr. Merkel muss sich instinktiv nach Ruhe und Heim sehnen. Nach zu Hause, Ehemann und nach der Familie. Sie ist jetzt zu dem geworden, was wir schon vor dem Urlaub vorhergesagt haben:
Das beliebte Ziel für alle zum draufschlagen. Sturmreif schießen nennt man das. Alle machen mit – alle bis auf die CSU und Seehofer. Dort ist man ruhig, eilt aber auch nicht zur Hilfe. Kein Wunder: Manchmal ist es in der Politik wichtig, dass sich Themen von selber erledigen. Merkel sinkt und Seehofer ist weit genug entfernt, um mit in den Strudel gerissen zu werden.
SPD weiter Ü30
Die SPD hält sich weiterhin über die 30%-Marke (30,2% -0,1). Die kleine Seitwärtsbewegung ist aktuell nicht besorgniserregend. Im Gegenteil: Der seit Mitte Juni anhaltende steile Anstieg der Sozialdemokraten benötigt eine kleine Ruhepause und Seitwärtsbewegung. Sonst würden die Werte der SPD durchbrennen, was beim Volk wieder psychologisch negativ aufgefasst werden könnte. Solange man der Jäger ist, hat man alle Sympathien. Wer zu schnell zu hoch fliegt, gerät wieder in den Augenblick des Neids.
SPD auf US-Kandidatenwahl
Es mag pietätlos erscheinen oder nicht. Steinmeiers Pause um die Nierentransplantation mit seiner Frau hilft der SPD und Gabriel. Die Redaktion wünscht auf diesem Wege beiden Menschen alle Gute und eine gelungene Operation. Es bringt die menschlichen Seite und das menschliche Schicksal für einen kurzen Moment zurück in die politische Realwelt. Es mag politisch inkorrekt sein, aber damit könnte die Kandidatenfrage um einen Bewerber verkürzt worden sein. Steinmeier dürfte sich jetzt mehr seiner Familie widmen, statt sich in die Schlangengruppe Kanzlerkandidatur zurückzubegeben. Es gäbe ihm die Möglichkeit eines menschlichen und verständlichen Rückzugs, für den jeder Verständnis hätte. Irgendwann ist Familie und Gesundheit wichtiger als Berlin.
Gabriels Ruf nach einer öffentlichen Kandidatenwahl ala USA mag da für viele etwas zu früh gekommen sein. Aber das Kalkül Gabriels war es dabei nie, Steinmeier damit wegen seiner etwas geringeren Popularität in der Partei auszuschalten. Gabriel geht es um die kostenlose Werbung in Funk und Fernsehen: Wenn wochenlang um die Wahl der Kandidaten der SPD in den Medien gesprochen und beworben wird, dann ist die Medienaufmerksamkeit klar auf Seiten der SPD. Eigentlich ein durchschaubarer Versuch und sehr einfach. Aber bisher hat ihn niemand gemacht. Ein Showdown mit einem Gewinner hätte einen weiteren Vorteil neben der Medienpräsenz: Er könnte als Gewinner der Kandidatenwahl schon vor der Wahl die Aura des Siegers ausstrahlen beziehungsweise vermitteln. Das Ganze verstärkt die Wahl von Köpfen statt Konzepten.
Grün wildert bei jungen Unionisten
Die Grünen sind nach wie vor das Maß aller Geschwindigkeitsdinge (17,9% +0,6). Innerhalb von vier Wochen springen sie von 16,4% auf 17,9%. Ein Großteil kommt aus dem passiven Unionslager, ein kleines Teil kommt aus dem Lager der Sozialdemokraten. Die FDP ist inzwischen zu klein und zu unwichtig, als dass sie in dieser Rechnung noch eine große Rolle spielen würde. Immerhin scheint der Höhenflug der Grünen auch auf Kosten der Piraten zu gehen. Denn seitdem die Grünen diesen Steilflug durchziehen können, geht den Piraten der Wind aus. Das mag sich nicht in Verlusten äußern, aber seitdem befinden sich die Piraten in der stabilen Seitenlage.
Es ist nicht allzu viel zu sagen über die Grünen. Außer dass die nimmermüde Grünen-Stimme aus dem Off alias Renate Künast mitten in einem Schweigemarsch um Stuttgart21 dem Journalisten erklären will, worum es hier geht. Sie kann sich dem Schweigen nicht lange beugen. Wie kann man Frau Künast auch ernsthaft in einen Schweigemarsch aufnehmen. Daher ist es auch absolut nichts Neues: Renate Künast an einem Schweigemarsch teilnehmen zu lassen das ist wie eine Diätsendung mit Rainer Calmund als Testesser. Das meinen wir ausdrücklich nicht persönlich verehrter Herr Calmund und liebe Frau Künast. Hier trifft die Schuld den Veranstalter.
ex-SED: Der Widerstand reisst
Jetzt ist es passiert: Der Chart der Linken ex-SED (9,4% -0,2) hat ein weiteres Rekordtief erreicht. Aus Sicht des Chart-Psychologen könnten 9% oder gar 8% mittelfristig in Sicht kommen. Die Taktik mit Gregor Gysi und Oskar Lafontaine als Herzschmerz-Sozialisten deutscher Talkshows scheint langsam zu verpuffen. Krawallsozialismus ohne Regierungskraft ist selbst in den ostdeutschen Ländern inzwischen ein Auslaufmodell. Man sehnt sich nach dem Machbaren.
Ostalgie ist auf dem Rückzug. Gemeinsam ist man endlich angekommen in Deutschland. Weder im Westen noch im Osten hat man noch Bock darauf, sich für diese lächerlichen Blocksprüche ausnutzen zu lassen. Wir sind Deutschland. Ob das nun im Osten, Westen, Norden oder Süden liegt ist gerade dem jungen Deutschen schnuppe. Der ex-SED geht damit ein gehöriges Potential verloren. Denn das Experiment Linke droht zu scheitern. Es wäre eine späte Genugtuung für viele Grenzopfer und Folteropfer der Stasi: Der wahre Spalter zwischen Ost und West (ob als SED oder Linke) versinkt in den Fluten der deutschen Freiheit.
FDP: Wer wird Nachfolger von Westerwelle
Die FDP liegt weiterhin am Boden (4,7% 0,0). Ein Blick auf den Chart zeigt: Da ist noch Luft nach unten. Die FDP hat aktuell kein Thema mehr, das sie voranbringt. Mit einem Protest gegen das SWIFT-Abkommen hätte sie sicherlich erfolgreich die Bürgerrechts-Karte spielen können. Doch Schnarrenberger ist zu alt geworden. Weder ist sie links-liberal noch lebt sie wirklich. Ihr den Vorsitz zu geben würde nur Sinn machen, wenn man die jungen Liberalen nach vorne lässt. Rösler gehört explizit nicht dazu. Seine unsichere Art wirkt schleimerisch und unehrlich. Sein Vorgehen hat ihn das Bild des Loosers und Entscheidungsunwilligen eingebracht. Rösler ist kein Macher, er wirkt eher mit Komplexen vollgestopft und von Kollegen als Alibi mitgezogen.
Pinkwart, Blondie Koch-Merin und Brüderle stehen ebenfalls für keinen Neuanfang. Sie gehören zum Niederlagen-Team und wirken eher wie in der Parteien nebenbei freiberuflich tätig. Die Gesichter sind nicht verkaufbar. Sie stehen für nichts. Das ist das Dilemma der FDP: Die ganze Hoffnungsriege steht für eine FDP, die noch schlimmer dasteht als zu Möllemanns Zeiten. Möllemann mag vieles falsch gemacht zu haben. Aber er hatte Sympathien für seine gelegentlich bauernschlauen Tricks. Auch ein Otto Graf Lambsdorff hatte eher eine arrogante Rolle inne, die er aber bewusst ausspielte. Aber sein Schaffen und sein Wissen brachte ihm Respekt ein.
Die heutige FDP-Riege hat bisher nichts geschaffen – außer schöne Reden zu halten. Sie steuern die Partei von einer Unseglichkeit in die nächste. Mit dem Ergebnis der Bundestagswahl 2009 hatten sie ein mächtiges Mittel in den Händen. Es bot die Möglichkeit, die liberale Kraft der zentralen Mitte zu werden. Aber der Kleingeist Westerwelles und seiner Freunde machte diese Chance schnell zunichte. Kaum einer konnte seine Partei in so kurzer Zeit unfreiwillig vernichten.
Piraten – was ist eure Reaktion?
Die Piraten schaffen es, sich ein wenig zu stabilisieren (2,5% 0,0). Doch ein Blick auf den Chart wiederholt unsere Analysen der vergangenen Wochen: Die Piraten leiden unter dem Aufmerksamkeits-Syndrom. Sie feiern sich in Mailinglisten, machen lustige kleine Veranstaltungen und streiten miteinander. Aber sie haben nach wie vor kein Programm und haben keinerlei mediale Präsenz. Es fehlt der Kopf, der politische Kopf der Piraten.
Natürlich kann man heute anders sein, als andere Parteien. Das macht sie sogar sympatisch. Aber wer in Gottes Namen soll sie wählen, wenn sie keiner kennt? Die Masse der Jugend ist eben nicht dort online, wie die Piraten sind. Die Masse twittert, simst, blogged und funkt um sich, ohne die Information aufzunehmen oder zu verteilen. Das war zumindest bis gestern so.
Aber es gibt eine Wandlung: Die jungen Menschen des Post lol, hdgl, ilu Zeitalters politisieren sich wieder. Dagegen wirken die Piraten aktuell eher wie eine Post-feministische Gruppe der Blog-Kommune 42. Zu hausbackend und zu verschwiegen sind sie. Schaffen es die Piraten nicht, diese Politisierung der Jugend auf sich zu lenken, dann wird ihnen kein langes Leben mehr beschienen sein.
Woche III nach Merkel
Es ist die dritte Woche mit einer Mehrheit von Rot-Grün. Die zweite Woche mit einer sicheren Mehrheit. Denn es ist die zweite Woche ohne FDP – der aktuell altmodische Teil der liberalen Kultur. Das Volk ist kurz davor, die Liberalen auf den Friedhof der Geschichte abzulegen. Aber es mag Herrn Merz trösten, dass es mit einer neuen konservativen Partei auch nicht viel anders aussehen würde. Der Block aus Union und Rechts hätte im Bundestag zwar 1 Prozentpunkt mehr, dafür würde aber die ex-SED weniger Stimmen halten können und somit Rot-Grün eine noch deutlichere Mehrheit haben.
Die letzte Berechnung ist natürlich gewagt. Eine Prognose auf eine fiktive Partei ist relativ schwierig. Auch wenn die mathematischen Modelle dafür ausgefeilt und komplex genug sind. Eine fiktive Partei löst weder als solche noch über Personen positive oder negative Assoziationen aus. Das ist der Vorteil von Gabriel und den Sozialdemokraten. Sie existieren und keiner bashed sie. Rot-Grün bleibt so stabil im Bullen-Markt.
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