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Als die Götter wirklich weinten

Club of PoliticsSonntag 15. April 2012 war es um 19:00 Uhr soweit: Die Götter weinen im Residenztheater von München unter der Regie von Dusan David Parizek.

Das Stück versprach hohe Aktualität, denn Autor Dennis Kelly erzählt die Geschichte eines skrupellosen Firmenchefs, der über Wasser und Nahrung der Menschen befiehlt und seine globale Firma auf die nachfolgende Generation verteilt.

Diese hatte er zuvor selber zur absoluten Gnadenlosigkeit in der Maximierung erzogen. Unter der Mitwirkung von Guntram Brattia, Carolin Conrad, Sophie von Kessel, Dascha Poisel, Katharina Schmidt, Götz Schulte, Lukas Turtur, Paul Wolff-Plottegg, Manfred Zapatka und Johannes Zirner versuchte Parizek, diesem Stück Herr zu werden.

Es war nicht gut besucht, das fiel gleich zu Anfang auf. Doch es gab in der Oper nebenan eine konkurrierende Veranstaltung. So dachte man nichts Böses und wartete auf den Beginn. Das Licht ging an und die Protagonisten fanden sich in einem durch zwei Holzwände abgegrenzten Raum wieder. Der Anfang nahm seinen Lauf, die Aufteilung durch den Firmenchef war schnell erzählt. Bis an dieser Stelle war das Stück noch im Rahmen einer unterhaltsamen Vorstellung.

Dann wurden die Dialoge ausgetauscht und die Wände fielen, um einem größeren (Kampf-)Raum Platz zum geben. Und mit der Vergrößerung des Raumes verfiel auch die Ordnung im Stück. Während die eine Kampftruppe Dialoge führte, bemerkte man die zweite Truppe im Hintergrund bei symbolischen Liegestützen. Ah ja! Man machte sich fit für den Kampf. Es hatte etwas von einer Art beweglicher infantiler Comic-Zeichnung.

Das Drama setzte sich fort und endlich war Parizek dort angekommen, wo er hin wollte: Eine Reminiszenz an das schockierende moderne Theater der Spät-Siebziger: Man hört Dialoge wie „Er nennt mich Fotze mit einer Fotze. Und mit Titten“, man sieht die sich nackt entblößende Frau und sofort kommt der männliche Schauspieler mit einer Flasche Rotwein als Blutersatz um eben diese nackte Frau an die Wand zu drücken und mit dem Theaterblut zu besprühen und zu bespritzen. Spätestens hier konnte sich Parizek wohl selber nicht mehr in den Sitzen halten. Er muss es geil gefunden haben. Vor 40 Jahren wäre es revolutionär gewesen. Heute wirkt so etwas nur verstörend und primitiv.

Danach fallen alle Wände und der alte Chef und die kleine Barbara sitzen im Wald auf der Suche nach Nahrung. Spätestens hier hätte man ein schnelles Ende erwartet. Sofort nach dem Fall der Wände. Doch die Dialoge wurden billiger und länger. Eine Bühne, die auf Symbole wartete bekam nichts anderes zu sehen außer zwei Schauspielern, denen selber unwohl war in ihrer Rolle. Zäh zog sich das Ende hin, ein Schuss und zwei oder drei Dialoge und endlich war das Licht aus. Endlich ein Ende, egal welches.

Es dauerte fast eine Minute, bis das Publikum seine Erlösung erahnte. Man spendete mitleidig Applaus. Ein Applaus für die armen Schauspieler, die es wohl nicht verdient hatten, Teil dieser kindischen Inszenierung zu werden. Das war weder modern noch unterhaltsam. Es war billig und passte eher auf eine Kleinstadtbühne. Das Resi und das Münchner Publikum haben deutlich mehr verdient.

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