Es gibt durchaus heitere Enthüllungen in den Korrespondenzen, die von WikiLeaks zur Verfügung gestellt werden. Zum Beispiel über die Neigung der SPD-Spitzenpolitiker, beim US-Botschafter mal so ordentlich über eigene interne Parteiquerelen der SPD zu berichten. Was mögen die Amerikaner gedacht haben? Die spinnen die Social Democrates? Haben die SPD-Menschen den Botschafter eventuell mit der politischen Eheberatung verwechselt? Was treibt einen deutschen Politiker dazu, sich beim US-Botschafter auszuheulen? Wir haben in den letzten Tagen auf den Botschafter Philip Murphy zu Recht eingedroschen. Doch hier hat er unser vollstes Mitleid. Es grenzt gar an Begnadigung für das, was er erleiden musste. Gar nicht daran zu denken, dass dieser Mann sogar ein Recht auf Schmerzensgeld haben könnte. Sorry, Mister Murphy. Wir empfinden tiefe Scham für das, was Sie erdulden mussten.
Mit dieser Nachricht über Parteigrößen wie Steinermeier, Beck, Nahles und Co erklärt sich auch der inhaltliche Niedergang der SPD. Inhaltlos, konzeptlos, frustriert und untereinander keine echte Freundschaft. So schippert der nun wieder angeschlagene sozialdemokratische Seelenverkäufer aus dem Siegeshafen in Richtung ungewisse Zukunft (politprognose.de 27,6% -0,4). Hatte die SPD bis vor kurzem noch den Wind der schwachen Regierung in ihren Segeln, so ist jetzt die Kehrtwende gekommen. Die WikiLeaks-Daten bringen die Erklärung.
Beispiel Steinmeier. Er verurteilt die WikiLeaks Debatte und deren Enthüllungen. Er hätte es sich nicht gewagt, wenn es der Spiegel gewesen wäre. Aber natürlich muss er die Debatte ablehnen, denn er steckt ja mitten drin in diesem Sumpf aus jovialer Informationsfreude dem US-Botschafter Philip Murphy gegenüber. Was muss der Murphy in Deutschland alles erdulden. FDP Politiker, die sich freiwillig und unentgeltlich in die Nähe des Landessverrat begeben, SPD-Politiker, die ihm den Tisch vollheulen. Kein Wunder hat der Mann über die Deutschen keine hohe Meinung. Mister Murphy, ich versichere Ihnen wir sind nicht alle so. Das ist nur die Minderheit, wir nennen sie die deutschen Politiker.
Steinmeier bittet selber zum ersten Gespräch mit Mister Murphy. Übrigends über Telefon, das schien Steinermeier wohl sicherer zu sein. Natürlich geht es um die echten Themen. Opel, Afghanistan und anderes. Und dann wird Steinmeier fühlig. Damals gab er die 2009er Wahl schon verloren und schüttete sein frustriertes Herz aus. Merkel zeige auch keinen Respekt mehr und vermelde: Die Wahl sei schon gewonnen. Wir müssen wieder Oliver Kahn bemühen, um diese Situation zu kommentieren: Mensch Steinermeier, wo hast du denn deine Eier? Man bedenke, die Wahl fand noch längst nicht statt und F.W. Steinmeier gab die Wahl schon verloren. Und warum so zutraulich zu einem Botschafter. Das ist peinlich. Murphy wurde der ganze Frust eines Steinmeiers bewusst. Hoffentlich empfand Murphy Mitleid – mit dem deutschen Volk.
Beispiel: Beck: Anfang 2007 bereitete ein rheinland-pfälzisches Komitee eine Kanzlerkandidatur von Kurt Beck vor. Das teilten Sie damals dann auch gleich dem armen US-Botschafter in aller Verschwiegenheit mit. Doch in jener Zeit ist Beck nicht allein. Alle möglichen Kandidaten und Kandidatenunterstützer werden beim US-Botschafter vorstellig. Dass der Murphy dabei noch zur normalen Arbeit kam, ist ein Wunder. Man merke. Wenn Sie beim nächsten Mal wissen wollen, wer sich in der SPD zu den möglichen Kanzlerkandidaten zählt, setze sich in Berlin einfach neben die Botschaft und zähle die Ein- und Ausgänge der SPD-Politiker.
Beispiel Nahles: Wer hätte das gedacht. Andrea Nahles, vor der keine Kamera wirklich sicher ist, war ebenfalls aufdringlicher Gast bei Murphy. Nun bittet der Club sogar um Begnadigung für Murphy. Damit hat er alle Schmerzen der Deutschen auf sich genommen. Nahles zeigte sich Murphy gegenüber unglücklich, dass die USA über Steinmeier mehr wüsste als sie. Ihr linker Flügel sähe Steinermeier als ehemaligen Kanzleramtschef zu nahe an den US-Geheimdiensten und das wäre für jene linke Seite ein Problem. Wen in Deutschland interessiert schon das Problem des linken SPD-Flügels. Verstand Murphy überhaupt das Problem? Links? Left? Kommunisten? Or what? Auch sei Steinmeier kein wirklicher Parteiführer. Oh Murphy. Was mussten Sie sich alles anhören! Das ist grausam. Deutsche Politiker – hier die SPD –heulen einem Botschafter die Ohren voll und geben ungefragt Auskunft. Ein Lästern gegen seinesgleichen. Es ist übrigens eine unbestätigte Aussage, dass Murphy behauptet haben soll, in Deutschland hätte man das extrabreite 16:9 TV-Format wegen Nahles eingeführt.
Weitere Beweise der Grausamkeit wollen wir nicht anfügen. Man kann nur noch an die SPD appellieren: Übt euch in Demut und schreit nicht zu laut über WikiLeaks. Wer weiss, was es da noch alle zu erfahren gibt. Jene Menschen der SPD wollen die Bundesrepublik Deutschland führen und stellen sich auf der untersten Stufe schon als jammernde Plaudertaschen gegenüber einer fremden (wenn auch befreundeten) Macht dar. Man kann nur ahnen, was diese Menschen auf anderer Ebene für intime Geheimisse ausgeplaudert haben. Eines könnte hilfreich sein durch WikiLeaks: Einfach mal lernen, den Mund zu halten und nicht jedem Diplomatenpersonal alles erzählen, was man gerade denkt. Nur um die kleinen Eier noch kräftiger aufzublasen oder kleiner zu machen. Das lernt man in der freien Wirtschaft. Man darf gerne und ausgelassen mit dem Mittbewerber sprechen. Aber man sollte nicht alles erzählen. Das gilt ganz besonders für Weihnachtsfeiern.
Shame on you.
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