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Was darf eine Suchmaschine

Club of PoliticsJetzt wissen wir es alle: Bettina Wulff ist keine Prostituierte. Man darf durchatmen. Falls Sie nicht mehr wissen, wer denn Bettina Wulff sei: Das ist die Frau vom ehemaligen unter dem Druck des mutmaßlichen Skandals zurückgetretenen Bundespräsidenten Wulff.

Wie gut, dass Bettina Wulff so lange mit dem Coming-Out gewartet hat, denn jetzt hat sie passend zum Coming-Out auch noch ein Buch dazu veröffentlicht. Man denkt, man habe endlich Ruhe vor den Wulffs und dann kommt die Frau ums Eck.

Er wäre auch nett von Frau Wulff gewesen, wenn sie die Öffentlichkeit mit ihren Problemen verschont hätte. Das alles und die ganze Familie Wulff könnten nun in der Regenbogen-Presse verschwinden und es wäre keineswegs ein Thema für den Club of Politics.

Wenn da nicht der Umstand wäre, dass Frau Wulff jetzt Google verklagen will, weil auf dessen Suchseite die Autovervollständigung nach wie vor der Meinung sei, die Worte Bettina Wulff und Prostituierte müssten als erstes dem User vorgeschlagen werden. Das Bild des Beitrags gibt übrigens den Stand bei Google vom 10.9.2012 abends wieder. Sollte Bettina Wulff in der Suche gemeint sein, dann distanzieren wir uns explizit davon. Frau Wulff ist ja keine Prostituierte. Auf Rücksicht auf die Person haben wir den Namen zensiert und unkenntlich gemacht. Das Original befindet sich bei uns mit Zeitstempel im Archiv.

Nun ist das Problem, dass weder Google noch dessen Autovervollständigung etwas dafür können, dass Frau Wulff derartige Nähe zu dem Wort Prostituierte erfahren muss. Es sind die User des Internets – die Menschen dieser Gesellschaft – deren Suche und deren Linknutzung der Suchmaschine die Möglichkeit geben, die Relevanz von Suchergebnissen zu bewerten und anzuzeigen. Das ist äußerst nützlich, denn so werden im Wust der Daten des Netzes viele unnütze Themen ausgeblendet. Es ist eine Art Zielorientierung.

Übrigens hat Frau Wulff mit ihrer Kampagne eben diese Suchmaschine gewollt oder ungewollt erneut gefüttert. Denn ganz ehrlich: Kaum einer außer Frau Wulff selber erinnerte sich daran, dass Frau Wulff gerüchteweise als Prostituierte bezeichnet wurde. Jetzt allerdings haben es alle zum ersten Mal oder erneut erfahren und die Masse wird dank ihrer Sucheingaben die Autovervollständigung erneut zugunsten der von Frau Wulff nicht geschätzten Wortkombination befüllen.

Der jetzige Rummel um dieses Thema erscheint einem nicht zufällig mit der Veröffentlichung ihres Buches zusammen zu fallen. Das lässt die Frage offen: Wie viel nimmt sie eigentlich dabei in Kauf? Zumindest taucht da wieder die Ungerechtigkeit der unbekannten Bürger auf. Würde es einem Hinz oder Kunz passieren, es wäre niemandem eine Nachricht wert. Einen Verleger für sein Buch würde er auch nicht finden.

Frau Wulff hat übrigens im Internet sogar noch vergleichsweises Glück gehabt. Denn es gibt Prominente, die viel Schlimmer dran sind beziehungsweise verunglimpft werden: Wer zum Beispiel laut Spiegel-Online nach Emma Thomson (ex-Harry Potter Star) oder anderen Promis googlet, der findet keine Gerüchte um eine angeblich prostituierte Frau Thomson, aber sehr häufig gefährliche Sites, die den Usern an die Daten wollen. Das wäre ein wirklicher Grund, dagegen anzugehen. Doch wer ist daran schuld?

Das Internet ist das anarchische Spiegelbild unserer Gesellschaft. Wer früher Handtaschen gestohlen hat, der betrügt heute im Internet. Wer früher Pornohefte erwarb, der schaut heute ins Internet. Das ist nicht die Mehrheit, aber es ist ein nicht kleiner Teil unserer Gesellschaft. Die Suchergebnisse der User, die von Google erfasst werden, zeigen es deutlich: Die Intelligenz ist nicht unter den Top 10 der Suchworte zu finden.

Das ist die eigentliche wahre Demokratie: Quasi zusehen zu müssen, was die Mehrheit sucht beziehungsweise denkt.

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